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katja_mueller@gmx.de
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Betreuung: Prof. Dr. Heidemann
Förderung: nicht beantragt
Unterstützende Institutionen:
- SES – Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen
- GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
- Museum für Völkerkunde Dresden
Promotionsprojekt:
Die Tiyya – Eine Kaste der indischen Mittelklasse im Wandel
Die Arbeit widmet sich den Tiyya, einer Gemeinschaft im südindischen Bundesstaat Kerala. Ursprünglich als Palmweinzapfer bekannt, stellen sie heute eine heterogene Gruppe dar, die sich dem Hinduismus zugehörig fühlt. In verschiedenen Ritualen zeigt sich aber eine starke Verbindung zu den Adivasi der Region.
1928 wurden die Tiyya im Rahmen der Deutschen Indien-Expedition von Egon von Eickstedt besucht. Dieser führte im Auftrage des Staatlichen Forschungsinstitutes für Völkerkunde Leipzig und des Museums für Völkerkunde Leipzig sowohl anthropologische als auch ethnographische Untersuchungen auf dem gesamten Subkontinent durch und legte neben Photoaufnahmen und Messungen auch eine Objektsammlung für das Museum an. Die Objekte und ethnologischen Photographien der Tiyya sollen, zusammen mit den Tagebucheinträgen Eickstedts, Grundlage des historischen Teils der Arbeit über die Tiyya sein. Mit Hilfe der rund hundert Photographien und ebenso vielen Objekten soll gezeigt werden, welche sozialen Beziehungen in Nordkerala zur damaligen Zeit vorherrschten (insbesondere die Verhältnisse der Tiyya zu den Adivasi und den höherkastigen Hindus der Region) und welche Ritualelemente für die Tiyya zur damaligen Zeit bedeutend waren.
Dabei muss unvermeidlich auch der Blickwinkel des Sammlers beachtet werden. Eickstedts Ziel der Erstellung einer „Rassenkunde der Menschheit“ beeinflusste seine Sammler- und Forschungstätigkeit. Die Erfassung der subjektiven Selektionskriterien ist notwendige Voraussetzung der Interpretation der Sammlung.
Im kulturhistorischen Vergleich stellt sich die Frage nach der Aktualität der einzelnen Kulturelemente der Tiyya. Werden verschiedene Rituale noch praktiziert, hat sich ihre soziale Stellung verändert, sind Berufsfelder gleich geblieben? Auf welche Ursachen kann man eventuelle Veränderungen zurückführen? Sind diese typisch für die Region oder überregional erklärbar? Zur Beantwortung dieser Fragen wird vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Entwicklung Keralas eine zeitliche Vergleichsstudie in Form einer aktuellen Feldforschung durchgeführt.
Die Arbeit hat den Anspruch zum einen zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der vorhandenen Quellen und Materialien beizutragen und die Objekte des Museums für eine sachgemäße und faktenfundierte Präsentation vorzubereiten. Zum anderen will sie einen Beitrag zur neueren Ethnologie leisten, die von älteren Darstellungen ausgehend eine aktuelle Beschreibung einer Bevölkerungsgruppe liefert und nach dem Hintergrund eventueller Veränderungen fragt. Das Zeitfenster, dass sich durch die vorhandene Sammlung öffnet, ist in seinem Umfang und seinem Inhalt von unschätzbaren Wert. Die Arbeit als kulturhistorische Vergleichsstudie will somit einen Beitrag leisten, um dem wachsenden Interesse – sowohl von den indischen Gemeinschaften an der eigenen Kultur als auch von extern – entgegenzukommen.
Die Arbeit entsteht in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen. Das Grassimuseum für Völkerkunde zu Leipzig (www.mvl-grassimuseum.de) und das Museum für Völkerkunde Dresden (www.voelkerkunde-dresden.de), in deren Besitz sich die Sammlung befindet, stellen freundlicherweise sowohl Objekte als auch Photographien, Tagebücher und ergänzende Materialien für die Bearbeitung zur Verfügung.